Bunker-Typenprojekt 1/15 und 1/15V2x

(wird noch vervollständigt, für die Richtigkeit der Angaben sowie für die Richtigkeit und Maßstäblichkeit der Zeichnungen übernehme ich keine Garantie.)

Inhalt:

- Bauweise

- Typenprojekt 1/15

- Typenprojekt 1/15 V2

- Typenprojekt 1/15 V2b

- Typenprojekt 1/15 V2c

- Typenprojekt 1/15 V2u

- Tarn- und Schutzkonzept, oberirdische Bauten

- Be- und Entlüftung, Filterung, Heizung, Hermetisierung, Betriebsarten

- Schleusungs-Vorgang

- Energieversorgung

- Wasserversorgung und Abwasserentsorgung

- Nachrichtentechnik

- externe Links

Diese Bunker wurden im Zeitraum 1970 bis 1989 vor allem als Ausweichführungsstellen (AFSt) für die Bezirksverwaltungen für Staatssicherheit (BVfS) errichtet. Aber auch einige Hauptabteilungen errichteten im Berliner Umland solche Schutzbauwerke.

Diese Bunker hatten zwar nicht ganz die Schutzklasse wie die Bunker von Regierung, nationalem Verteidigungsrat, NVA oder MfS, aber boten doch sehr guten Schutz gegen konventionelle, atomare, biologische und chemische Waffen.

Bauweise:

- es wurde eine ca. 6 m tiefe Baugrube ausgehoben (in Fällen wurde der Bunker auch ebenerdig gebaut und anschließend überschüttet, oder er wurde an einem Hang errichtet, wobei die Grube nur auf der Bergseite ausgehoben werden musste)

- auf dem Gruben-Boden wurde eine Kies-Schüttung aufgebracht und diese verdichtet.

- Es wurde eine 10 cm starke, stahlbewehrte Bodenplatte gegossen.

- Auf diese wurde eine Sperrschicht aufgebracht.

- Darauf kam eine Estrich-Schicht.

- Auf diese wurden die Stahlbeton-Fertigteile für die "Stollen" (2,50 m hoch, 2 m Breit, jeweils 1,50 m lang) aufgesetzt und dicht miteinander verfugt. Als Endstücke kamen Betonplatten zum Einsatz, für die Verbindungsgänge und andere Abzweigungen wurden Stahlkonstruktionen aus U-Trägern geschweißt und mit Betonplatten abgedeckt.

- Um einen ebenen Fußboden zu bekommen, wurden die dieser mit Fließestrich ausgegossen.

- Die Seitenwände würden mit mit einer Sperrschicht versehen

- Auf die fertige Konstruktion wurde nochmals eine 15 cm starke, stahlbewehrte Betonplatte gegossen.

- Auf diese Betonplatte kam eine Sperrschicht

- Um den Bunker herum wurden auf die Bodenplatte Stahlbeton-Elemente gesetzt, welche untereinander und mit der Bodenplatte verankert wurden.

- Die seitlichen Zwischenräume zwischen Wänden und Betonelementen wurden mit Kies verfüllt.

- Auf die gesamte Konstruktion kam nochmals eine 5 cm starke Estrich-Schicht.

- Darauf kam nochmals eine Sperrschicht.

- Die gesamte Grube wurde wieder mit Kies verfüllt.

- Wenn oberirdische Bauten vorgesehen waren, wurden diese auf übliche Art errichtet, die restliche Fläche wurde mit Mutterboden aufgefüllt, die mit Gras besät und mit kleineren Bäumen und Sträuchern bepflanzt wurde.

Typenprojekt 1/15

Über diesen Bunkertyp liegen mir bisher keinerlei Informationen vor, auch habe ich bisher einen solchen Bunker nicht besichtigen können. Daher kann ich dazu z.Z. keine Angaben machen.

Bunker diesen Typs gibt es z.B. bei Erfurt und bei Suhl.

Typenprojekt 1/15 V2 (mitunter auch als V2a bezeichnet)

Dieser Bunkertyp ist eine "Verdoppelung" des 1/15, er wurde "gespiegelt" und der gespiegelte Teil so angeordnet, dass die Verbindungsgänge parallel aneinander verlaufen. Die Verbindung zwischen beiden Hälften wurde durch zwei Stahltüren hergestellt. Beide Hälften haben eigene Lüftungs- und Filteranlagen und eigene Schleusenbereiche, dadurch sind die Hälften unabhängig voneinander hermetisierbar. Die Wasserversorgung sowie die NE-Anlage ist nur einmal vorhanden und nur durch den linken Bereich zu erreichen.

Ein Bunker diesen Typs gibt es z.B. in Machern bei Leipzig (kann als Museum besichtigt werden) und bei Halle.

Typenprojekt 1/15 V2b

Dieser Bunkertyp ist eine Weiterentwicklung des Typs 1/15 V2. Die wesendlichen Unterschiede sind:

- Zusätzliche Lager-Räume, welche von den Vorschleusen aus zugänglich sind.

- Der Bunker wurde jeweils um einen Stollen verlängert, die Wasserversorgung befindet sich nicht mehr mittig am Ende des Bunkers, sondern im vorletzten Stollen der linken Hälfte.

Ein Bunker diesen Typs befindet sich z.B. in Gallinchen bei Cottbus.

Typenprojekt 1/15 V2c

Dieser Bunkertyp stellt eine Abwandlung des Typs 1/15 V2b dar. Im eigentlichen Bunkerbereich gibt es keine nennenswerten Unterschiede, jedoch ist der Schleusenbereich komplett anders gestaltet: Der NEA-Bereich befindet sich nicht mittig zwischen den Schleusen, sondern jede Hälfte hat einen eigenen NEA-Bereich. Insgesamt können bis zu 6 Aggregate (V2 und V2b nur bis 4 Aggregate) aufgestellt werden. Die Kies-Druckwellendämpfer befinden sich nicht oberhalb der NE-Anlagen, sondern seitlich davon in eigenen Stollen. Dort sind auch die Tankanlagen untergebracht.

Bunker diesen Typs befinden sich z.B. bei Chemnitz, Hartenstein und bei Dresden.

Typenprojekt 1/15 V2u

Dieser Bunkertyp ist wiederum eine gewisse Abwandlung des 1/15 V2c. Hier gibt es eine Querverbindung zwischen den Schleusen, sozusagen eine gemeinsame "Vor-Hauptschleuse", die Hauptschleuse ist dann nochmals zweistufig ausgebaut (wenn man den Treppengang mit einbezieht, insgesamt eine 5-stufige Schleusenkonstruktion). Außerdem befindet sich bei diesem Bunker der Brunnen nicht am Wasserversorgungs-Stollen 9, sondern ist vom Bunker abgesetzt. Die Lüftungsbereiche sind somit völlig symmetrisch.

Ein Bunker diesen Typs befindet sich bei Frauenwald in Thüringen (kann als Museum besichtigt werden).

Tarn- und Schutzkonzept, oberirdische Bauten

Tarnung und Verschleierung:

Schon bei der Planung und Standortwahl wurde auf eine gute Tarnung geachtet. Feindliche Geheimdienste durften auf keinen Fall von den Schutzbauwerken erfahren, auch die benachbarte Bevölkerung durfte keinen Verdacht schöpfen. Und im Ernstfall sollte das Bauwerk für die feindliche Luft- und Funkaufklärung nicht erkennbar sein.

Daher wurden diese Bauwerke meist in abgelegenen Wäldern errichtet. Das Gelände wurde großzügig eingezäunt, um Spaziergängern den Einblick schon in der Bauphase zu verweigern. Oft bekamen die Bauwerke auch eine Schein-Funktion, um über den eigentlichen Zweck hinwegzutäuschen. So wurden die Objekte z.B. als Material-Lager, Erholungsobjekt oder Spezial-Gärtnerei getarnt. Die oberirdischen Anlagen wurden gemäß der Schein-Funktion angelegt (z.B. Lagerhallen, Gewächshäuser, Bungalows). Inoffizielle Mitarbeiter des MfS hatten in den benachbarten Orten die Aufgabe, Diskussionen über die Objekte abzuhören und gezielt Fehlinformationen zu streuen. Als Schutz gegen feindliche Luftaufklärung wurden die Flächen meist dicht bepflanzt. Als Schutz gegen Funkaufklärung wurde in einigen Kilometern Entfernung  eine (verbunkerte) abgesetzte Sendestelle errichtet, zu der Kabelverbindungen bestanden. Gesendet wurde im Normalfall nur von der abgesetzten Sendestelle, die Funkanlagen im Schutzbauwerk wurden nur zum Empfang genutzt. Somit war es nicht möglich, das Objekt per Peilung aufzuklären.

 

Schutzfunktion:

Schutz gegen konventionelle Waffen:

Da das Schutzbauwerk vollständig unterirdisch lag (kein „Bunker-Hügel, wie bei anderen Schutzbauwerken“) und recht massiv gebaut war, bot es recht guten Schutz gegen konventionelle Waffen. Eine Bekämpfung wäre nur mit direkten Treffern mit schweren Waffen (Artillerie, Bomben, Raketen) möglich gewesen.

Schutz gegen Kernwaffen:

Durch die unterirdische Bauweise bot das Bauwerk der Druckwelle keine Angriffsfläche. Druckfeste Türen, Kies-Druckwellendämpfer und Schnellschluss-Klappen sollten das Eindringen der Druckwelle in das Bauwerk verhindern. Gegen die Sofort-Kernstrahlung schützte die dicke Erd- und Betonüberdeckung. Die Bauweise aus Stahlbeton (Faradayscher Käfig) und ein Überspannungsschutz an allen hineinführenden Kabeln sollte die Auswirkungen des elektromagnetischen Impulses verhindern. Das Eindringen radioaktive Stäube und Niederschläge wurde durch umfangreiche Filteranlagen verhindert. Durch mehrstufige Schleusensysteme war es möglich, Personen ein- und auszuschleusen.

Schutz gegen chemische Waffen:

Die Filteranlagen schützten gegen übliche chemische Kampfstoffe. Bei Angriffen mit speziellen chemischen Kampfstoffen, gegen welche die Filter unwirksam waren, konnte der Bunker auch völlig hermetisiert werden.

Schutz gegen biologische Kampfstoffe:

Die Filteranlagen boten auch Schutz gegen Krankheitserreger. Da jedoch der Bunker kein Quarantäne-Bereich hatte, konnten infizierte Personen nicht eingeschleust werden.  

Der Bunker hatte eine eigene Energie- und Wasserversorgung sowie ausreichende Lebensmittel-Vorräte und war daher mindestens zwei Wochen von jeglicher äußerer Versorgung unabhängig.

 

Be- und Entlüftung, Filterung, Heizung, Hermetisierung, Betriebsarten

Da der Bunker keine ausreichende natürliche Durchlüftung hatte, musste er auch zu „Friedenszeiten“ ständig künstlich belüftet werden, um den anwesenden Menschen ausreichend frische Luft zu gewährleisten und eventuelle Feuchtigkeit zu beseitigen. Bei Angriffen mit Kernwaffen, biologischen oder chemischen Waffen musste die Luft gefiltert werden. Bei niedrigen Außentemperaturen musste die Luft erwärmt werden. Im Bedarfsfall konnte der Bunker auch völlig hermetisiert werden.

Beide Bunker-Hälften waren mit jeweils eigenen Belüftungsanlagen ausgestattet und konnten bei geschlossenen Verbindungstüren M1 und M2 getrennt belüftet oder hermetisiert werden.

 

Funktion der Belüftung in Schutz-Betriebsart 2:

Die Luft wird über eine oberirdische Lufthutze in den Belüftungsschacht angesaugt. Im oberen Teil des Schachts befand sich ein Kies-Druckwellendämpfer. Wenn der Belüftungsschacht als Notausstieg genutzt werden sollte, konnte ein Deckel entriegelt werden, dann fiel der Kies auf den Schachtboden und gab den Weg nach oben frei. Bei manchen Bunkern war auch ein vom Schacht getrennter Druckwellendämpfer vorhanden. Durch Öffnungen oberhalb der Notausstiegs-Klappe L7 (in manchen Fällen auch mit Schnellschluss-Klappen versehen) gelangte die Luft in den Raum L6-L7. Von dort aus wurde die Luft durch Grobfilter in den Raum L5-L6 und dann nochmals durch Grobfilter in den Raum L4-L5 gesaugt. Der untere Teil des Schachts sowie diese Räume dienten somit auch als Puffer-Volumen gegen Druckwellen. Anschließend gelangte die Luft durch ein Rohr in den Raum L3-L4 und wurde dort durch die Vorfilter geleitet, mit denen vor allem radioaktive Stäube und Aerosole ausgefiltert wurden. Weiter gelang die Luft durch ein Rohr in den Raum L2-L3, wo sie durch die Hauptfilter geleitet wurden. Diese runden Filterpatronen russischer Bauart enthielten Aktivkohle und andere chemisch aktive Substanzen, die vor allem biologische und chemische Kampfstoffe ausfiltern sollten. Durch ein Metallschlauch gelangte die Luft anschließend in den Lüfter-Raum L1-L2. Dort gab es einen großen und einen kleinen Lüfter. Der große Lüfter wurde ausschließlich elektrisch angetrieben, der kleine Lüfter konnte wahlweise auch mit Muskelkraft (mit einem „Fahrrad“) angetrieben werden. Von den Lüftern wurde die Luft durch einen in zwei Stufen wahlweise zuschaltbaren elektrischen Heizer geleitet. Von diesem ging ein Rohr durch die Hinterseite der einzelnen Stollen, dort waren Luftdüsen angebracht, durch die die Luft in die Stollen geblasen wurde.

Durch die Stollen strömte die Luft in den Verbindungsgang. Dort nahm die Luft zwei verschiedene Wege. Einerseits strömte sie durch den Sanitär-Stollen durch die geöffnete Tür A1 in den Raum A1-A2, von dort weiter durch Schnellschluss-Klappen in den Raum A2-A3,  weiter wiederum durch Schnellschluss-Klappen und den Notausstiegs-Schacht, und von dort aus ins Freie. Anderseits strömte die Luft durch die geöffnete Tür E1 in die Hauptschleuse. Von der Hauptschleuse strömte die Luft durch Schnellschluss-Klappen in die Vorschleuse, von dort aus wiederum durch Schnellschluss-Klappen in den Treppengang. Von dort aus konnte die Luft durch Luft-Hutzen in den Zugangs-Deckeln ins Freie entweichen.

 

Betriebsarten in Friedenszeiten:

Wenn keine Personen oder nur das Sicherstellungs-Personal im Bunker anwesend waren, waren nur die kleinen Lüfter in Betrieb, bei Bedarf wurde die Heizung auf kleiner Stufe zugeschaltet. Um nicht unnötig Staub in den Bunker zu saugen, blieben die Türen L5 und L6 geschlossen, die Luft wurde somit über die Grobfilter angesaugt. Damit die jedoch die Vor- und Hauptfilter nicht unnötig mit Staub belastet wurden, wurde der Metallschlauch nicht angeschlossen, Tür L1 geschlossen und Tür L2 und L3 geöffnet, somit die Luft unter Umgehung von Vor- und Hauptfilter aus dem Raum angesaugt. Um eine gleichmäßige Luftströmung zu gewährleisten, sollten die Türen A2 und E2 geschlossen bleiben.

Wenn sich eine größere Personen-Anzahl im Bunker befand oder größere Arbeiten durchgeführt wurden, wurde der große Lüfter zugeschaltet, die Heizung konnte dann auch auf großer Stufe betrieben werden.

 

Betriebsarten im „Ernstfall“:

Betriebsart 1(Druckwellen-Schutz): Diese Betriebsart wurde gewählt, wenn zwar die Gefahr einer Druckwelle bestand, aber die Umgebung nicht mit radioaktiven, biologischen oder chemischen Kampfstoffen verseucht war. Diese Betriebsart war weitgehend identisch mit dem Betrieb zu Friedenszeiten, jedoch waren die Türen A2 und A3 sowie E2 und E3 ständig geschlossen und wurden nur kurzeitig geöffnet, um Personen ein- und auszuschleusen.

Betriebsart 2 (Filterung): Diese Betriebsart wurde gewählt, wenn die Umgebung mit Radioaktivität, biologischen oder chemischen Kampfstoffen befallen ist, wenn es jedoch möglich ist, diese Stoffe durch die Filteranlagen vollständig auszufiltern. In diesem Fall mussten die Türen L3 –L7 geschlossen sein, der Metallschlauch von den Hauptfiltern wird durch die Tür L2 gelegt und an die Lüfter angeschlossen. Die Türen E2 und E3 sowie A2 und A3 mussten ständig (außer kurzzeitig zum Einschleusen von Personen) geschlossen sein, die Türen A1 und E1 bleiben geöffnet, um einen gleichmäßigen Luftstrom zu gewährleisten (außer kurzzeitig bei Schleusungsvorgängen). Die Türen N1 und N2 zu den NEA-Bereichen müssen geschlossen sein, um ein Eindringen kontaminierter Luft in die Vorschleusen zu verhindern.

Betriebsart 3: (Hermetisierung): Diese Betriebsart wurde gewählt, wenn in der Außenluft Kampfstoffe mit sehr hoher Konzentration vorhanden waren, oder Kampfstoffe vorhanden waren, die von den Filtern nicht ausgefiltert werden konnten. In diesem Falle wurden alle Türen E1-E3, A1-A3 und L2-L7 geschlossen. Die Türen L1 blieben offen um einen Umluft-Betrieb zu realisieren. Durch dosiertes Ablassen von Druckluft aus Druckluftflaschen wurde der Bunker unter einen definierten Überdruck gesetzt. Die Sauerstoff- und Kohlendioxid-Konzentration wurde ständig überprüft und bei Bedarf die Luftregeneratoren in Betrieb gesetzt. Diese Luftregeneratoren russischer Bauart (RDU) setzten durch einen exothermen chemischen Prozess Sauerstoff frei und absorbierten das Kohlendioxid.

 

Schleusungs-Vorgang

Die Bunker 1/15 und V2x zeichnen sich durch ihre "zwei-einhalb-fache" Schleusenkonstruktion aus, denn neben Vor- und Hauptschleuse dient Treppe und Treppengang noch mit als "Vor-Vorschleuse" (beim Typ 1/15 V2u ist gibt es noch mehr Schleusenstufen, bei manchen Bunkern ist durch die Ausführung des Zugangs nicht als Deckel, sondern mit druckfesten Türen und Schnellschlussklappen dieser als echte Schleuse ausgeführt). Dadurch ist es möglich, Personen und Gegenstände in den Bunker einzuschleusen, ohne die Bunker-Insassen zu gefährden. Eine Einschleusung von mit Krankheitserregern (biologischen Kampfstoffen) infizierten Personen ist jedoch nicht möglich, da es im Bunker kein Quarantäne-Bereich gibt. Die Notausstiege haben ebenfalls "zwei-einhalb-fache" Schleusen, damit im Notfall Personen den Bunker auf diesem Weg verlassen können, ohne die Hermetisierung des Bunkers aufzugegeben. Eine Einschleusung ist hier jedoch nicht möglich, da es in den Notausstiegen keine Entaktivierungs- und Entgiftungs-Möglichkeiten gibt. 

Die Einschleusung von Personen erfolgt bei Schutz-Betriebsart 2 etwa wie folgt:

1. Eine Person nähert sich dem Bunker. Diese Person trägt vollständige Schutzausrüstung (einteiligen Schutzanzug aus gummiertem Material mit Kapuze und Füßlingen, Gummihandschuhe, Schutzmaske) und führt eine Waffe, Dokumente und andere Gegenstände bei sich. Sie schiebt den Zugangs-Deckel nach hinten, betritt die Treppe und schließt den Zugangs-Deckel wieder von innen.

2. Die Person nimmt vom Treppenabsatz mittels dort befindlichem Telefon Verbindung zum Bunkerkommandanten auf und erhält von diesem genaue Anweisungen zur Entaktivierung oder Entgiftung. Wenn erforderlich, legt der Schleusungs-Kommandant Schutzmaske und Handschuhe an und begibt sich durch die Hauptschleuse in die Vorschleuse.

3. Die Person legt die mitgeführten Gegenstände auf die Ablage am Treppen-Absatz. Anschließend begibt sie sich unter die dort befindliche Dusche und duscht sich dort äußerlich (den Schutzanzug) ab. Je nach Kampfstoff-Belastung müssen dabei zusätzlich dort bereitstehende Entaktivierungs- oder Entgiftungs-Lösungen benutzt werden. Wasser-beständige Gegenstände können gleich mit behandelt werden.

4. Die Person nimmt die Gegenstände wieder auf und begibt sich weiter nach unten in den Treppen-Gang. Dort legt sie den Schutzanzug ab, behält jedoch Maske und Handschuhe an.

5. Die Person nimmt die Gegenstände, öffnet die Tür E3 zur Vorschleuse, begibt sich hinein und verschließt die Tür sofort wieder.

6. Der Schleusungs-Kommandant stellt den Grad der Kontaminierung bzw. Vergiftung fest und entscheidet über die weiteren Maßnahmen.

7. Die Gegenstände sowie evtl. betroffene Hautpartien werden mit entsprechenden Mitteln entaktiviert oder entgiftet.

8. Die einzuschleusende Person legt Maske und Handschuhe ab, entkleidet sich vollständig, zieht Badelatschen an, deckt eventuelle Verletzungen wasserdicht ab und duscht sich gründlich unter Nutzung von normalen Körper-Reinigungsmitteln ab.

9. Der Schleusungs-Kommandant überprüft sicherheitshalber, ob Entaktivierung oder Entgiftung erfolgreich war.

10. Die Person öffnet die Tür E2 zur Hauptschleuse, betritt diese und schließt die Tür sofort wieder. Wenn keine weitere Person einzuschleusen ist, kann der Schleusungs-Kommandant mit in die Hauptschleuse kommen. 

11. Die Person zieht in der Hauptschleuse bereitliegende frische Kleidung an. Währenddessen kann bereits die Tür E1 zum hermetischen Bereich geöffnet werden.

12. Die Person begibt sich in den hermetischen Bereich, und geht sofort in Stollen 4 (medizinischer Dienst), wo sie sofort ärztlich untersucht wird. Bei festgestellter Strahlenkrankheit oder Vergiftungserscheinungen sowie bei Verletzungen wird die Person sofort medizinisch behandelt.

In der Schutz-Betriebsart 1 ist die Einschleusung wesentlich einfacher, da keine Entaktivierung und Entgiftung durchgeführt werden muss. Die Dusche in der Vorschleuse kann aber genutzt werden, wenn eine Person stark verschmutzt ist. Es muss lediglich darauf geachtet werden, dass die Türen E2 und E3 nie gleichzeitig geöffnet sind.

Eine Einschleusung in Betriebsart 3 ist nur im Ausnahmefall möglich, dazu muss Luft aus den Druckluftflaschen in der Hauptschleuse abgelassen werden, um einen Luftstrom durch die Schleusen zu erzeugen.

Die technische Ausrüstung zur Überwachung der Türen und Schleusen war recht unterschiedlich. Auf jeden Fall war an jeder Tür und Klappe ein Endschalter angebracht. Auf einem zentralen Pult am Arbeitsplatz des Bunker-Kommandanten (an der Tür E1 in der rechten Bunkerhälfte) wurde durch Lampen angezeigt, ob die Türen oder Klappen geöffnet oder geschlossen sind. In manchen Bunkern gab es aber auch eine elektrische Tür-Verriegelung. Mittels elektrischer Stellantriebe (Klimact, slowakische Produktion) wurden die Türen entsprechend der Betriebsart verriegelt. Auch die Steuerung der Belüftung wurde unterschiedlich realisiert. Während in manchen Bunkern elektrische Stellantriebe im Einsatz waren, mussten in anderen Bunkern die Klappen und Schieber manuell bedient werden. Eine automatische Temperaturregelung war jedoch in jedem Bunker vorhanden.

Energieversorgung

Zu Friedenszeiten wurde der Bunker normalerweise aus dem öffentlichen Netz mit Elektroenergie versorgt. Auf Grund der elektrischen Heizung und Warmwasserbereitung sowie der umfangreichen Nachrichtentechnik hatte der Bunker eine erhebliche Anschlussleistung, daher befand sich meist eine eigene Trafostation in der Nähe des Bunkers. 

Bei Ausfall des öffentlichen Netzes stehen mehrere Dieselmotoren mit Drehstrom-Generator als Netzersatzanlagen (NEA) zur Verfügung (im Typ V2 und V2b 4 Stück, im V2c und V2u 6 Stück). Meist waren Zweitakt-Gegenkolben-Dieselmotoren mit einem oder zwei Zylindern eingesetzt, in neueren Bunkern waren auch Vierzylinder-Viertakt-Dieselmotoren (aus dem "Multicar") im Einsatz. Ein Diesel-Tank (V2c und V2u: jeweils ein Tank für jede Bunker-Hälfte) mit einem Inhalt von mehreren Tausend Litern sicherte einen unabhängigen Betrieb über mehrere Wochen. Über eine elektrische Kraftstoffpumpe und Magnetventile wurde der Kraftstoff den einzelnen Motoren zugeführt, jeder Motor hatte nochmals einen kleinen Puffer-Tank. 

Da die Aggregate einen hohen Luftbedarf für Verbrennung und Kühlung hatten, hatten die NEA-Räume eine vom übrigen Bunker unabhängige Be- und Entlüftung. Auf Grund der hohen Luftmenge war es nicht möglich, die Luft zu filtern, bei mit Kampfstoffen belasteter Außenluft konnten die NEA-Räume daher nur in Schutzausrüstung betreten werden. 

Bei den Bunkern 1/15, V2 und V2b wurde die Außenluft durch Kies-Druckwellendämpfer (oberhalb der NEA-Räume) und Gebläse angesaugt und durch Metallschläuche zu den Kühlern der Motoren geleitet. Die Abluft gelangte durch Schnellschluss-Klappen in Abluftschächte und von dort aus über Luft-Hutzen ins Freie. Das Abgas der Motoren wurde in den Abluft-Schächten der Abluft beigemischt, wohl auch, um eine Aufklärung des Bunkers anhand der Abgasfahne oder über Wärmebildkameras zu erschweren.

Bei den Bunkern V2c und V2u gelangte die Außenluft durch Kies-Druckwellendämpfer (neben den NEA-Räumen) und Metallschläuche zu den Motor-Kühlern, wurde durch Gebläse aus dem Raum abgesaugt und durch Kies-Druckwellendämpfer ins Freie geleitet. Auch hier wurde das Abgas nach dem Druckwellendämpfer der Abluft beigemischt.

Jeder Motor hatte einen eigenen Start-Akku, der durch ein automatisches Ladegerät stets im vollgeladenen Zustand gehalten wurde, 

Die Schaltschränke für die einzelnen Aggregate befanden sich in den Vorräumen.

Zur Überbrückung der Zeit zwischen Netzausfall und Start der Aggregate befanden sich im Bunker Akku-Anlagen, mit denen eine Notbeleuchtung und die nachrichtentechnischen Anlagen gespeist wurden. Diese waren so groß bemessen, dass eine Notversorgung über viele Stunden möglich war, falls (z.B. wegen aggressiver Außenluft) die NE-Anlagen nicht betrieben werden konnten. Die Akku-Anlagen befanden sich im Bereich der Notausstiege, damit beim Laden entstehende Gase auf kurzem Weg ins Freie geleitet werden.

In manchen Fällen befand sich auf dem Bunker-Gelände eine weitere Netzersatzanlage, die vor allem zur sicheren Energieversorgung in Friedenszeiten diente, aber auch die Energieversorgung weiterer auf dem Gelände befindlicher Schutzbauwerke sicherstellte, wenn sich der Bunker in einer Gegend mit geringer Versorgungs-Sicherheit befand.

Wasserversorgung und Abwasserentsorgung

Der Bunker besaß eine eigene Wasserversorgung, ein Anschluss ans öffentliche Wassernetz war in der Regel nicht vorhanden. Aus einem unmittelbar am Bunker befindlichen Tiefbrunnen wurde das Wasser mit einer elektrischen Pumpe in einen drucklosen Vorratsbehälter gefördert, der einen Inhalt von 3000 Litern hatte. Somit gab es einen ausreichenden Wasservorrat, falls der Brunnen nicht benutzt werden konnte. Aus diesem Behälter wurde das Wasser mit einer weiteren elektrischen Pumpe in einen Druckspeicher-Behälter (500 Liter Inhalt) gefördert, der einen gleichmäßigen Druck im Wassernetz gewährleistete. Von dort aus gingen die Kaltwasserleitungen zu den einzelnen Verbrauchsstellen. Zur Versorgung mit Warmwasser war ein elektrisch beheizter, unter Druck stehender Warmwasserspeicher mit einem Inhalt von 200 Litern vorhanden.

Warmwasser wurde benötigt für die Dekontaminierungsduschen auf den Treppen-Absätzen, für die Duschen in den Vorschleusen, für die Waschbecken in den Sanitärbereichen sowie für Küche und den medizinischen Dienst. Kaltwasser wurde zusätzlich für die Toiletten-Spülung benötigt. Meist wurde zu mindest das Kaltwasser auch für die Versorgung der oberirdischen Bauten verwendet, manchmal gab es aber dafür eine eigene Vorsorgung mit eigenem Brunnen.

Zur Herstellung von entsalztem ("destilliertem") Wasser (z.B. für die Akkus und als Motor-Kühlwasser) gab es eine kleine Wasser-Aufbereitungsanlage.

Das Abwasser wurde durch in der Bodenplatte befindliche Abwasserrohre abgeleitet. Unmittelbar am Bunker gab es einen Abwasserschacht, in welchem sich die Schnellschlussventile befanden. Von dort aus gelangte das Abwasser in eine mehrstufige Kläranlage. Das geklärte Abwasser wurde entweder in Sickerschächte oder in ein Gewässer geleitet.

Nachrichtentechnik

Diese Bunker hatten umfangreiche Nachrichtenverbindungen zur Außenwelt. So gab es eine höhere Anzahl an Telefonverbindungen ins öffentliche Fernsprechnetz (teilweise in PCM- oder Trägerfrequenztechnik realisiert), mehrere Fernschreibverbindungen, Verbindungen ins MfS-interne Netz, aber auch Verbindungen zum NVA- S1- und R-Netz. Ein großer Teil der Telefonverbindungen lief auf eine im Bunker befindliche Nebenstellenanlage (meist eine recht moderne Koordinatenschalter-Anlage) auf. Über diese Anlage wurden auch die internen Verbindungen zwischen den einzelnen Räumen und zu den oberirdischen Bauten realisiert. Daneben gab es meist noch eine Wechselsprechanlage mit mehreren Endgeräten für interne Gespräche. Für die Ver- und Entschlüsselung war entsprechende Chiffriertechnik (russischer Produktion) vorhanden.

Im Bunker war auch umfangreiche Funktechnik installiert, sowohl für Kurzwelle, als auch für VHF und UHF. Wegen der Tarnung gab es jedoch keinen hohen Antennenmast, die Antennen waren auf kleinen Masten installiert. Die Funktechnik im Bunker sollte ohnehin im Normalfall nur zu Empfangszwecken betrieben werden, um eine Aufklärung durch Funkpeilung zu verhindern. Daher gab es im Abstand von mehreren Kilometern zum Bunker eine verbunkerte abgesetzte Sendestelle, zu welcher Nachrichtenkabel verliefen. Weiterhin gab es auch auch Kabelverbindungen zu nahe gelegenen Funkstellen des MfS-Richtfunk- und Relais-Netz, so konnten diese Netze auch genutzt werden.

 

Externe Links zu Seiten über derartige Bunker:

allgemeines:

Bunkernetzwerk, Auflistung der AFSt  Bunkernetzwerk, Typenbau V2x

1/15 V2

"Runde Ecke" Leipzig, Museum im Stasibunker (AFSt BVfS Leipzig)

Sachsenbunker.de (AFSt BVfS Leipzig)

Sachsen-Anhalt, Stasiunterlagenbeauftragter (AFSt BVfS Halle) (ZIP-PDF, 1,7 MB)

1/15 V2b

BStU-Regionalgeschichten (AFSt BVfS Schwerin)

1/15 V2c

Sachsenbunker.de (AFSt BVfS Dresden)

Sachsenbunker.de (AFSt Abt.W Hartenstein)

Stasibunker.de (AFSt BVfS Erfurt/Bad Berka)

1/15 V2u

Bunkerverein.de (AFSt BVfS Suhl)